Peanut butter cookies, Halloween Dances and falling leaves

Ich hab schon immer ein kleines Bisschen Angst im Dunkeln gehabt. Einer der vielen vielen Gründe, warum ich Geisterbahnen und Spukhäuser grundsätzlich schon blöd fand. Nun ja und jetzt? Jetzt stehe ich vor einer geschlossenen Tür in meiner High School, neben mir ein Zombie, vor mir ein Hippie und hinter mir ein Einhorn im dichten Gedränge der Schüler, die zum High School Dance gehen wollen. Ein Monster aus "Die Monster AG" öffnet die schwere Feuertür zum "haunted hallway" und ich frage mich, warum ich ausgerechnet zum Halloween Dance gehen musste. Wir werden gewarnt nicht den ausgeschriebenen Weg zu verlassen und die Schausteller nicht aus Schreck zu schlagen. Ich frage mich, ob ich das versprechen kann, nicke aber höflich und ein paar Schritte weiter bin ich in absoluter Dunkelheit, Baumwollspinnweben in meinen Haaren und dicht hinter Asude, die in ihrem Hippiekostüm so überhaupt nicht in die Szenerie passt. Ich erschrecke mich nicht ein mal bis ich durch die nächste schwere Tür den haunted hallway verlassen kann. Das liegt aber nicht daran, dass ich mal eben zum absoluten Horrorliebhaber geworden bin. Ganz im Gegenteil, der haunted hallway war einfach zum Großteil nicht gruselig und alles was gruselig war hab ich eh nicht gesehen, meine Augen waren da wahrscheinlich zu. Im Inneren der Schule sieht dann alles wieder normal aus, eine ganz normale Halloween Party halt und ich werde von Cat Woman, Iron Man, Cowboys, gefallenen Engeln und zahlreichen Gruselgestalten begrüsst. Letztere sehen in dem Licht der Eingangshalle nun überhaupt nicht mehr schrecklich aus, sondern richtig cool mit dem aufwendigen Makeup passend zum Kostüm.  Ab da ist der Dance wie jede Party, laute Musik (leider auch echt viel Country), viel Gelächter, tolle Fotos und Pizza. Auch sind hier knappere Kostüme à la Mean Girls (Bunnies und sehr kurze Leopardenkleidchen) tatsächlich vertreten. Das ist definitiv nicht die Mehrheit, ich war aber trotzdem super verblüfft, Figuren aus diesem High School Film zu sehen. Im Allgemeinen stelle ich aber fest, dass Kanadier Halloween seeeeehr ernst nehmen... Aber hey, die haben ja schliesslich auch kein Karneval.

Einen weiteren Feiertag, den die Kanadier auch haben, wir aber nicht so feiern, ist Thanksgiving. Also während sich die Blätter draußen rot, gelb und orange färben, trinke ich Tee und schnibbel Kartoffeln für den riesen Topf voll Stampfkartoffeln für das Familienfestessen. Meine Host Mom kocht Cranberriesauce und meine Gastschwester Sofia schält Karotten. Später sitzen wir dann alle an großen Tischen mit der ganzen Familie und schaufeln massenhaft Essen in uns hinein. Die Thanksgivinggewichtszunahme ist definitiv ein Phänomen, mit dem hier die meisten vertraut sind. Abgesehen vom wirklich fantastischen Essen muss ich aber sagen dass ich mir Thanksgiving irgendwie cooler vorgestellt hab. Zwar ist meine Host family wirklich nett, aber ich vermisse das laute Gelächter, den Familienzusammenhalt und einfach die ausgelassene Stimmung, die ich von Familienfeiern so gewohnt bin. Deswegen bin ich auch nicht wirklich traurig als das Thanksgiving-Wochenende vorüber zieht. Dann geht der Alltag wieder los: Schulprojekte, Chor, Cross Country Training, Hausaufgaben und Tests, Treffen mit Freunden und ein paar Stücke Pumpkin-Pie.
Die Woche endet wahnsinnig schnell und schon sitzen wir auf dicken Decken im Gras des Golfplatzes auf dem in ein paar Stunden die "Cross Country Western Regional Championships 2019" enden werden. Wir sind den Kurs schon abgelaufen, der Adrenalinpegel steigt langsam und in weniger als 2 Stunden werden wir an der Startlinie auf das "Ready-Set-Go" warten. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich Teil eines Sportteams bin und es ist wahnsinnig komisch zu wissen, dass ich schon in Kürze wieder denken werde "Gott warum mach ich das hier eigentlich?!", wenn das Brennen in meiner Lunge und in meinen Oberschenkeln nicht mehr aufhören will. Wissen warum werde ich dann erst wieder, wenn mich meine Sportschuhe über die Ziellinie tragen und wir wissen, ob wir es zu den Provincials geschafft haben.