High School Musical und Sonne im Bauch

Ja okay, ganz vielleicht übetreib ich ein wenig, wenn ich sage, Hollywood hätte tatsächlich brauchbares Doku-Material produziert als sie Zac Efron mit Justin Bieber Frisur vor die Kamera gestellt haben. Und eigentlich fallen mir auch viele Dinge ein, die hier ja mal so gar nicht filmreif sind. Trotzdem, und das darf ich jetzt auch mal so sagen, meine High School erinnert mich echt an die zahllosen Romantic Comedies, die ich mir so über die Jahre hinweg angeschaut habe.
Da haben wir zum einen den riesigen Parkplatz vor der Schule und ja, auch die gelben Schulbusse mit Kultpotenzial.
Da sind die schweren Eingangstüren, die Sportfelder hinter dem Gebäude, eine Handvoll Middle School Kids spielt Basketball. Die Luft riecht nach Regen und Wald, wenn man das Gebäude betritt jedoch nach Schulbüchern und ein bisschen Staub. Lange Gänge mit zahllosen Schließfächern, eine Mensa mit den typischen Cliquen eines jeden Klischeefilms und ja, auch die Lehrer, denen man ihr Fach ansieht.
Da ist die Theaterlehrerin zum Beispiel, die Shakespeare Zitate an der Wand und Literatur in den Bücherregalen ihres Homerooms hat.

Die Sonne bricht sich in dem leicht beschlagenen Fenster nach der ersten Period, die Bücher sind dick und die Köpfe qualmen. Mein Schließfach krieg ich immer noch nicht auf, aber mein Name steht schon auf einer der Listen für die Tryouts. 

Sportler rauschen mit großen Taschen über die Gänge, sie spielen alle Hockey, Basketball, Fußball, Rugby, Volleyball oder Tennis und ja manchmal sogar alles davon.

 Wenn morgens O CANADA über die Lautsprecher tönt, dann ist es leise, alle stehen still an ihren Plätzen.
Wenn nachmittags aber die Glocke tönt, kann man vielleicht auch mal umgerannt werden, wenn man seine Sachen im Raum vergessen hat.
Und genau das ist kanadische High School bis jetzt für mich, ein Haufen prasselnder Eindrücke, Herausforderungen und neue Menschen.
Aber oh gerade die sind ja so toll. Ein "Is this seat taken?" kann deinen Tag genauso retten wie ein fröhliches Winken von einem Tisch in der Mensa mit einem "Come sit with us if you like", oder ein Theaterkurs, der dich zur Kommunikation zwingen kann. Es ist plötzlich wieder alles eine Frage des 1. Eindrucks, Nervosität treibt Angst in die Augen der internationalen Schüler und trotzdem entspannen wir unsere verschwitzten und krampfigen Hände um lächelnd ein "Hi I am...... And I will stay here for the entire school year" rauszubringen , stotternd, aber wenigstens etwas. 2 Mal direkt hintereinander reihen sich Unterichtsstunden, dann endlich Pause, third period, lunch, fourth period, end. Und L

lunch, gerade lunch ist so unfassbar wichtig. Das ist der Moment, in dem man Freunde findet, sich unterhält, feststellt wie viel man gemeinsam hat... Oder halt auch nicht. Das Cafeteriaessen ist gewöhnungsbedürftig bis nahezu eklig, aber na ja gut, das ist überteuerte Schulessen, das ist überall so.


Meine Freunde von zuhause vermisse ich, wenn ich so durch die Schule gehe. Wow, denke ich dann, das würd ich gerne mit jemandem teilen, der mir so wichtig ist, wie sie es sind. Doch leider kann ich keine Aufregung in Flaschen abfüllen und nach Hause schicken, genug hätte ich davon.
Dann sehe ich den gleichen Blick in den Augen der 21 anderen Austauschschülern, sehe wie sie genauso wie ich versuchen hier reinzupassen, die Räume ihrer Klassen und Freunde zu finden und ja dann merk ich mal wieder, ich bin ja nicht alleine hier.
Klar vermisse ich zuhause, meine Familie, meine Freunde und mein gewohntes Leben. Aber hier ist jede Sekunde, jedes Gespräch, jede Aktivität mit der Host family  ein kleines Abenteuer.
Ich habe Sonne im Bauch, wenn ich an zuhause denke und das auch bei Regenwetter und Hurricane. Und das ist doch eigentlich auch was, das mir dieses Jahr zeigen soll. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Antje (Sonntag, 08 September 2019 12:13)

    Liebe Julia... ich bin überwältigt von deinem Blog, von deiner Art wie du schreibst... beim Lesen fühle ich mich Dir sehr nah... ich habe das Gefühl, den Ort zu riechen und zu fühlen.
    Ich bin happy, dass deine tolle Mama mir den Link geschickt hat und ich freue mich, von Dir zu lesen.
    Ich finde das so toll und wunderschön, dass du die Möglichkeit hast, ein Jahr in �� leben und Kanada erleben zu dürfen!
    Alles Liebe Antje:))